2006 in Worten

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Traumurlaub in der Karibik, wer möchte da nicht neidisch werden? Aber unsere Pläne hatten nichts zu tun mit türkisem Meer und dem blauen Likör der Karibik – unser Ziel ist das Delfintherapiezentrum in Curacao. Die Reise war beschwerlich und lange, während der Wartezeiten und langen Flugzeiten galt es vier Kinder zu beschäftigen – Zeitverschiebung zu bewältigen, Mietwagen am Flugplatz zu organisieren, einkaufen kurz vor Ladenschluss, denn schliesslich waren wir ja Selbstverpfleger. Ellert war 25 Stunden am Stück wach, der Rest mehr oder weniger, alle wollten nur noch schlafen. Am nächsten Tag war um 4 h die Nacht zu Ende  - Abends fand das erste Treffen im Therapiezentrum statt, Rundgang, Einweisung, Therapiezeiten, Therapeuten und Delfine zugewiesen. Ellert freute sich schon beim Tordurchqueren, erkannte Marco nach zwei Jahren sofort wieder, mochte am Liebsten sofort loslegen.

Am ersten Therapietag wurden dann erstmal unsere Ziele und Ellerts Fortschritte betrachtet, OP-Resultate begutachtet und dann der große Augenblick, den wir aus der Ferne betrachten durften, Ellert hatte Delfin Mateo wieder, freute sich, wie nur ein Kind sich freuen kann, unbeschwert und echt, und wir freuten uns aus der Ferne mit ! Wir hatten einen Traum erneut verwirklicht – für Ellert und somit auch für uns alle!!!

10 Therapietage durften wir nun erleben, tolle Workshops für Eltern besuchen, uns als Therapiefamilien gegenseitig kennen lernen und austauschen, Geschwisterprogramm für die Mädchen, als Höhepunkt durften auch Ellerts Schwestern mit Mateo schwimmen, auch hier dürfen wir Eltern von außen gebannt zuschauen .

Delfintherapie bedeutet Familientherapie, Einbeziehung der Eltern und Geschwister in Ellerts Leben und in seine Fortschritte, ein wichtiger Bestandteil unseres Aufenthaltes, darum ist es auch wichtig, dass die gesamte Familie dies als Gemeinschaft miterlebt.

Delfintherapie heißt aber nicht Delfinschwimmen, sondern ist viel Arbeit für die Kinder. Vor der Wasserzeit intensive Vorbereitung, Aufgaben müssen bewältigt werden, Krankengymnastikübungen und mehr, erst dann heißt es auf zu den Delfinen.  Und auch auf dem Doc immer wieder Übungen , Aufgaben , Anstrengungen. Im Wasser mit den Delfinen ist aber ein unschätzbarer Motivator und in der Zeit im Wasser merkt kaum ein Kind, dass es auch hier arbeitet. Danach wieder Duschen, anziehen(lernen), rein ins Gebäude und Besprechung der Therapeuten mit uns Eltern, was wurde gemacht, welche Ziele erreicht oder nicht erreicht, denn Eltern sollen nicht bei der Therapie ablenken, sind nur in Entfernung zum Doc zugelassen.

Graue Theorie, Ellert überraschte uns schon recht schnell mit ersten Schritten, Therapieziel also klar definiert, Ellert würde überwiegend motorisch gefördert werden – sollte er eines Tages doch gehen lernen ? Wie in Trance konnten wir verfolgen, dass Ellert aus der Tür an Marcos Armen herauskam und die Wege, die er so „erlief“ von Tag zu Tag mehr wundern. 10 Tage Therapie und der Weg von der Brücke zu den Delfinen klappte an Marcos Händen – welche Aussicht für zu Hause!

Seit der Therapie reagiert Ellert auch viel besser auf Ansprache, schaut her wenn man ihn ruft. Er lacht mehr und schaut intensiver, manchmal auch in die Augen.

Die Vorstellung Delfintherapie macht behinderte Kinder gesund ist sicher kompletter Unsinn. Aber der Weg in ein besseres Leben kann sich sehr wohl ebnen. Wir haben in zwei Jahren unheimliche Fortschritte erlebt und hoffen, den Traum ein drittes Mal erleben zu dürfen.

Zwei Platte Reifen bei Ellerts Rolli erschwerten unsere letzten 5 Tage , aber von Sonnenbrand und Quallenbissen wurden wir nicht verschont, Neeles Daumen vollführte ungeahnte Knack und Knickkunststücke und wird hier wohl operiert werden müssen, aber unser Therapiezentrum wusste bei allem Rat und bot Hilfe. Keiner konnte jedoch helfen als Ellert schon beim Packen bitterlich weinte, weil er nicht mehr nach Hause wollte !

Wir danken allen, die uns mit Rat und Tat unterstützt haben , sei es durch Spenden , Eigenengagement und Mutmachen, Ihr alle die mir uns an Ellert glaubt, schaut auf sein Lachen und das Glück in seinen Augen, die Entwicklungsschritte, die die Therapie ihm geschenkt hat und Ihr erkennt wie unbezahlbar solche Erfahrungen sind.